Mari Böhrk-Martin

Traumaarbeit

Was ist ein Trauma?

Ein Trauma ist ein gewaltiges Erlebnis, von dem wir uns nicht abgrenzen können und durch das unsere innere Stabilität zerbricht, das wir nicht in unsere Erfahrungen und unser Selbsterleben integrieren können, das uns entweder erstarren oder unkontrolliert agieren lässt und damit unsere gesamte Dynamik zerstört, also abbaut und uns unsere Identität raubt. Ein Trauma ist daher ein Frontalangriff auf unsere gesamte Konstitution mit fatalen Folgen. Dabei ist nicht das Ereignis selbst als Trauma zu definieren, sondern der Zusammenhang der Situation mit der Verfassung des Menschen. Es kann eine Naturkatstrophe sein, ein Unfall, Gewalt, Krieg oder der Verlust eines nahen Menschen oder eines Traumes. Es können einzelne große Ereignisse sein oder viele kleine. Manchmal ist es der berühmte kleine Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt oder das fortgesetzte Vermissen von Liebe, Zuwendung, Wertschätzung oder Beachtung. Es ist fast beliebig, wenn es auf die Situation trifft, die über das Vermögen des Verstehens, des Verzeihens, der Nachvollziehbarkeit, der Erträglichkeit oder der Geduld geht.

Moderne Methoden der Traumabehandlung haben ihre Wurzeln nicht nur in der tiefenpsychologischen sowie systemischen Tradition, sondern auch in der Bindungsforschung, der Psychotraumatologie, der körperorientierten und kreativ- nonverbalen Therapierichtung. Die Erfahrung von Vernachlässigung, Gewalt, Verwahrlosung und emotionalen Quälereien in der Herkunftsfamilie führen zu Spaltungsphänomenen innerhalb der Psyche der Betroffenen. Das bedeutet: Es gibt neben dem mehr oder weniger vernünftigen „Alltags-Ich“ – das die Anforderungen des alltäglichen Lebens oft gut erfüllt – abgespaltene Persönlichkeitsanteile, die stets gleichbleibende Reaktionen auf traumatische Lebensumstände „von damals“ enthalten. Anteile oder Zustände also, die in Jahrzehnten nichts hinzugelernt haben, sondern den Organismus zu immer gleichbleibenden Reaktionen zwingen. Zu Flucht, Angriff, Erstarrung und Schweigen, innerem sich-leer-Machen, bedingungsloser Unterwerfung, kindlichem Bindungsschrei oder dem Gegenteil: totalem Kontaktabbruch.

Streit und Beziehungsdramen – Symptom einer Traumafolgestörung?

Dominanz oder Unterwerfung, Täter- oder Opfersein – solche Themen bestimmen viele Trauma-Partnerschaften. Ohnmacht und Hilflosigkeit sind ihre Begleiterscheinungen, und so hilflos kommen die Paare, in denen einer oder beide unintegrierte frühe Traumata mitbringen, oft in die Beratung.

Was verstehe ich unter Traumaarbeit?

Traumaarbeit verstehe ich als Vertiefungsarbeit der Inneren-Kind-Arbeit, da wo es sich um Entwicklungstraumata handelt. Denn die meisten traumatischen Ereignisse fanden in der Kindheit statt und holen uns dann im Erwachsenenalter wieder ein. Psychoedukation, Diagnostik der aktuellen Paar-Probleme; Interventionen, Konflikte zu unterbrechen; Bildschirmtechnik und weitere kreative Methoden gehören zu meinem Beratungsansatz. Auch die Betrachtung einmaliger Schocktraumata sind Inhalt der Traumaarbeit. Meine Grundausrichtung ist anthroposophisch geprägt. Mittels Steiners funktioneller Dreigliederung des menschlichen Organismus möchte ich meine Klienten zur Ich-Wirksamkeit anregen: durch Tätigwerden, die Aktivierung des Willens im Denken und Fühlen, beim Bewegen, Fokussieren des Bewusstseins und im empfindenden Erleben. Ziel ist es, wieder nachhaltig Vertrauen ins Leben zu gewinnen und ein neues Gefühl der Sicherheit im Inneren zu verankern.

„Ich glaube, dass der Kern jeder Traumatisierung in extremer Einsamkeit besteht, im äußersten Verlassen-Sein. Damit ist sie häufig, bei Gewalttrauma immer, auch eine Traumatisierung der Beziehungen und der Beziehungsfähigkeit. Eine liebevolle Beziehung wird unerlässlich sein, um überhaupt von einem Trauma genesen zu können.“ (Onno van der Hart)

Hinweis: Meine Arbeit mit Ihnen ersetzt keine Diagnose und Behandlung durch einen Arzt oder Psychotherapeuten. Ich gebe keine Heilversprechen ab. Der Begriff Heilung ist nur im Zusammenhang mit der Aktivierung der eigenen Energieressourcen zu verstehen.